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WUNDERSCHÖNE & KRAFTVOLLE HAUSGEBURT - EINE HIMMLISCHE GRENZERFAHRUNG VOLLER GEDULDSPROBEN

Bea

Sonntag, 02.07.23
Ich wache auf, weil ich ein Ziehen im Unterleib merke. Ich schaue auf die Uhr - 05.00 Uhr morgens. Leise schleiche ich aus dem Zimmer, um niemanden zu wecken und lasse mir ein Bad ein. Es vergehen knapp 3 Stunden, als ich aus dem Wasser zurück ins Bett husche. Mein Mann wird wach und wir sagen den Gottesdienstbesuch ab. Unsere Große wird von der Oma abgeholt und ich darf mich weiter auf das immer stärker werdende Ziehen konzentrieren.

Die Stunden vergehen (es ist bereits nachmittags) und nichts weiter passiert. Die Kontraktionen bleiben gleich. Ich fange an richtig schlechte Laune zu bekommen und rufe meine Hebamme an. Im Gespräch ermutigt sie mich, dass es sich hierbei um die Latenzphase, also die Eröffnungsphase meiner Geburt handelt und ich den Tag entspannt angehen soll. Wir verabreden uns für den nächsten Tag. Die Kontraktionen sind stark genug, dass ich sie veratmen muss, aber zu wenig intensiv, als das die Geburt voran geht. Ich war richtig frustriert!

Um mich abzulenken, kam ich auf die (großartige) Idee, einen langen Spaziergang zur Eisdiele zu unternehmen. Alle paar Meter musste ich stehen bleiben und die Wellen (Kontraktionen) veratmen. In der Eisdiele angekommen, konnte ich nicht sitzen, sondern schleckte mein Eis hastig herunter. Ich hatte ca. alle 5-6 min ziemlich intensive Wellen, die ich weiter veratmete. Die Menschen um mich herum waren mir egal, mein Mann und ich mussten schmunzeln was für ein witziges Bild wir beiden abgaben. Nach wenigen Minuten beschloss ich, dass es wohl doch an der Zeit war zügig nach Hause zurück zu kehren. Schließlich hatte ich noch den Rückweg anzutreten. Je näher wir nach Hause kamen, desto unregelmäßiger wurden die Wellen. Sie wurden weniger intensiv und die Abstände wurden wieder größer.

Innerlich war ich richtig wütend - sollte die zweite Geburt nicht deutlich schneller ablaufen als die Erste? Ich fing an mich selbst unter Druck zu setzen. Wir genossen den Abend noch zu zweit und sind dann früh schlafen gegangen, in der Hoffnung, dass das Baby diese Nacht kommt. Ich wachte jede Stunde auf und musste die Wellen veratmen, Dann fiel ich wieder in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen waren wir beide traurig - unser Baby wollte wohl noch nicht geboren werden. Vormittags kam meine Hebamme. Als sie ankam, wurden die Wellen etwas regelmäßiger und intensiver. Sie beschloss alle Termine für den Tag abzusagen und bei uns zu bleiben. Mein Mann informierte Joana, die bereits 1h später bei uns in der Tür stand. Als ich sie sah dachte ich: „OHA. Die Geburt geht wirklich los.“

So richtig glauben konnte ich das jedoch nicht, denn die Wellen waren zwar wirklich deutlich intensiver, jedoch gut auszuhalten. Gegen 14 Uhr kam ich an den Punkt, dass ich bei jeder Welle absolute Stille brauchte, um die Intensität auszuhalten und zu veratmen. Ich konnte dabei nicht sitzen sondern tigerte die ganze Zeit durch unser Wohnzimmer. Als die Stunden verstrichen und es einfach nicht weitergehen wollte, beschloss ich gegen 17 Uhr in die Wanne zu gehen. Ich wünschte mir eine Wassergeburt und hoffte insgeheim, dass mein Baby dort geboren wird. Mein Mann und Joana wichen mir nicht von der Seite.

Mittlerweile waren die Wellen so intensiv, dass ich Joana anschauen musste, die gemeinsam mit mir atmete und mich anleitete. Das alles war jedoch komplett schmerzfrei. Ich durfte mich fallen lassen.
Um 21 Uhr schlug mir meine Hebamme vor, die Wanne zu verlassen, da mein Kreislauf etwas absackte und die Geburt mehr Fahrt annehmen sollte. Ich war etwas „zu entspannt“ in der Wanne. Wie schade! Dann wohl doch keine Wassergeburt.

Ich kreiste die Hüften und tänzelte in den Wellen-Pausen erneut durch unser Wohnzimmer. Jede Welle musste ich stehen bleiben und mit der Hilfe meines Mannes und Joana veratmen. Die beiden waren ein eingespieltes Team und halfen mir sehr. Ich merkte jedoch, dass ich an die Grenze meiner körperlichen Kräfte kam, schließlich war es bereits der zweite Tag mit Kontraktionen.
Meine Hebamme schlug mir vor, die Fruchtblase zu öffnen, damit mein Baby tiefer ins Becken rutscht. Das wollte ich auf keinen Fall! Ich wollte nicht intervenieren und schon gar nicht entscheiden, wann mein Baby zur Welt kommt. Also machte ich weiter fleißig verschiedene Geburtspositionen um unser Baby tiefer ins Becken zu schieben.

Ich erreichte den Punkt gegen 22.30 Uhr, dass mein Kreislauf nicht mehr mitmachen wollte. Nach jeder Welle, merkte ich, wie mein Körper fast ohnmächtig wurde. Ich fühlte mich hilflos. Meine Hebamme ermutigte mich, über das Öffnen der Fruchtblase nachzudenken, um meine Kräfte zu schonen. Ich wollte weiterhin nicht. Innerlich fing ich an unruhig zu werden. Ich schrie zu Gott um Hilfe. In einer Wellen-Pause sagte mein Mann zu mir: „Löse dich von dem Gedanken an deine perfekte Geburt. Gott hat alles in der Hand.“ Dieser Satz hat mich aufgerüttelt.

Gegen 23.40 Uhr wurde mir von der Hebamme (sehr unspektakulär) die Fruchtblase geöffnet. Es war ein kleiner Picks, den ich nicht bemerkte. Das Fruchtwasser floss in einem Schwall raus und ich wurde von so einer heftigen Intensität überrollt, dass ich von unserer Couch in den Vierfüßler- Stand fiel und die Welle veratmete. Ich merkte, wie unser Baby tief ins Becken rutschte. Es war so intensiv, dass ich nicht wusste wohin mit meinen Gefühlen.

Joana und mein Mann sprachen mir die ganze Zeit gut zu, wie toll ich das mache und wie nah dran wir an unserem Baby sind. Das half mir, mich komplett zu entspannen.
Ich klammerte mich an meinen Mann und merkte, wie die Intensität so stark wurde, dass ich mich nicht aus meiner Position weg bewegen konnte! Ich stand und plötzlich merkte ich wie der Kopf in einer Welle raus kam. Wir waren alle überrascht, ich hatte das so nicht kommen sehen. Die nächsten beiden Wellen waren ähnlich intensiv. Ich rief unserer Hebamme zu, unser Baby aufzufangen.

Da war unser wunderschönes Baby also. Am Dienstag nach Mitternacht geboren. Ich fing an zu weinen vor Erleichterung und ließ mich nach hinten auf die Couch fallen. Unser wunderschönes Baby wurde mir auf die Brust gelegt und zusammen kuschelten mein Mann und ich schluchzend auf der Couch zu unserer Worship Musik. Was für eine lange, intensive aber wunderschöne Geburt das war!

Danke an Joana, für ihre Doula Begleitung. Sie war ein absoluter Segen für uns!

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